Sonntag, April 30, 2006

Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments - Vulgata - Allioli

Deckblatt (Frontispice) der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments, Aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli. Mit Approbation des apostolischen Stuhles. Mit Holzschnitten nach Zeichnungen der ersten Künstler Deutschlands. Landsut. Vogel'sche Verlagsbuchhandlung. München. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

VORWORT

Vielfältige Anfragen und Aufforderungen haben mich veranlaßt, von meinem Bibelwerke die vorliegende Handausgabe mit verkürzter Erläuterung des Textes zu veranstalten. Wenige Worte werden genügen, diese neue Ausgabe zu rechtfertigen und den geneigten Leser mit ihrer inneren Einrichtung bekannt zu machen.
Die Vorschrift der katholischen Kirche, Bibelübersetzungen in der Volkssprache nicht ohne erläuternde Anmerkungen dem gemischten Publikum zu übergeben, bezieht sich auf jene Stellen der Schrift, welche von minder unterrichteten Lesern leicht mißverstanden und im Widerspruche mit der katholischen Glaubens- und Sittenlehre aufgefaßt werden könnten. Die Kirche, eine sorgsame Mutter, will ihre Kinder, die Gläubigen,vor solcher Gefahr schützen. Es sind aber solcher Stellen nicht so viele, als etwa manche glauben möchten. Jener Bestandtheil der Schrift nämlich, der es unmittelbar mit Lehre und Sitte zu thun hat, eine Stütze unseres Glaubens und sittlichen Wandels, unsere Hoffnung, unser Trost in den Wechselfällen dieses vergänglichen Lebens seyn soll, ist für arglose Gemüther größtentheils klar und deutlich, und bedarf nur weniger Nachhilfe, um vor Mißverständnissen und irrthümlicher Auffassung geschützt zu werden. Die bei weitem meiste Dunkelheit liegt auf jenen Theilen der Schrift, die mit der Erbauung des Lesers, seiner Förderung im Glauben und sittlichen Wandel nur in entfernter Beziehung stehen. Dazu gehört alles, was die Schrift von der Geschichte der alten Völker, ihren Gesetzen und politischen Einrichtungen, ihren Sitten und Gebräuchen, ihren Länderstrichen und Wohnsitzen, ihren Erlebnissen und Schicksalen erwähnt, ja selbst vieles von den darin vorzugsweise aufgeführten Geschichten und Eigenthümlichkeiten des israelitischen Volkes. Diese in die Bibel verwebten Nachrichten über alterthümliche Zustände sind allerdings häufig sehr schwer verständlich und erfordern für solche, welche sich die Schrift nach jeglicher Richtung hin möglichst klar machen wollen, eine mehr oder weniger ausführliche Erläuterung; aber für Leser, welche nur Erbauung bezwecken, und solcher Art sind wohl die meisten, haben sie und ihre Erläuterung nur ein sehr untergeodnetes Interesse, und kann diese darum in Bibeln, die den Zweck der Erbauung verfolgen, füglich weggelassen und sich auf jene Bermerkungen beschränkt werden, die den oben erwähnten Mißverständnissen begegnen sollen. Ist eine solche Beschränkung des erklärenden Bestandtheiles der Volklsbibeln an und für sich zweckgemäß, so hat sie auch noch den Vortheil, daß sie es möglich macht, den Schatz des göttlichen Wortes in einem bequemeren und billigeren Gefäße darzubieten und dadurch zugänglicher zu machen, ohne doch dem Gesammtinhalte desselben, dessen Theile innig mit einander verbunden und unzertrennlich sind, einen eigentlichen Abbruch zu thun.
In Erwägung dieses Verhälnisses mußte es angemessen erscheinen für solche Leser, denen es nicht so fast um Kenntniß des alterthümlichen Schauplatzes der Bibel, als um Erbauung zu thun ist, aus dem größeren Werke einen solchen Auszug gleichsam als Handausgabe zu veranstalten, der sich zur Aufgabe machte, dem Hauptzwecke christlicher Erbauung genügende Rechnung zu tragen, ohne sich doch in das Feld der erbauenden Schrifterklärung zu verlieren.
Um diese Aufgabe zu lösen, war von dem größeren Werke manches beizubehalten, anderes wegzulassen.
Beibehalten mußte werden der päpstlich approbirte vollständige Text der deutschen Uebersetzung, dann jene erläuternden Anmerkungen, welche dogmatischen und moralischen Mißverständnissen vorzubeugen suchen. Diese wurden entweder vollständig oder im Auszuge gegeben, entweder unter dem Texte oder in mehr oder weniger ausführlichen Summarien an der Spitze der Capitel, je nachdem das eine oder andere in den vorkommenden Fällen passender erschien. Ferner da sich die Schrift häufig selbst erklärt, wurden am Ende der Verse die erklärenden Parallelstellen eingeschaltet, theils zur nächsten Erläuterung, theils um dem forschenden Leser ein weiteres Feld der Betrachtung zu öffenen. Endlich wurden die in dem Texte der größeren Ausgabe befindlichen Notenziffern auch in den Text dieser Handausgabe eingesetzt, um den wißbegierigen Leser, der etwa noch weitere Erklärung wünscht, dahin zu verweisen, wo er sie finden könnte.
Dagegen mußte alles wegglassen weren, was gelehrter Bestandtheil der größeren Ausgabe ist, also die Bemerkungen über die Abweichungen der Vulgata von dem hebräischen, chaldäischen und griechischen Texte, dann die archälologischen und historischen Erläuterungen jeder Art, da wo sie nicht zur Hebung obiger Mißverständnisse unumgänglich nothwendig waren.
Damit glaubte ich nicht nur zur Erreichung des Zweckes anzuleiten, den die Schrift selbst (2. Tim. 3, 16. 17.) bei der Lesung der Schrift erreicht wissen will, sondern mich auch innerhalb der von dem apostolischen Stuhle in seiner Druckbewilligung meines größeren Werkes gesetzten Bedingungen zu halten, die sich lediglich auf eine treue Uebersetzung der Vulgata und die Beigabe von Erläuterungen im katholischen Sinne und Geiste beziehen, ohne ein bestimmtes Maß dieser Erläuterungen vorzuschreiben.
In dieser letzteren Beziehung aber war ich verpflichtet, nur einen solchen Auszug meiner Bibel dem katholischen Publikum zu übergeben, der auch eine kirchliche Billigung für sich hätte, und darum erscheinen die einzelnen Hefte dieser Handausgabe unter ausdrücklicher Druckbewilligung meines hochwürdigsten Ordinariates, das mir die Durchsicht und Prüfung derselben gnädigst zugesichert hat.
Möge auch diese Ausgabe meiner Bibel zur Ehre Gottes und zum Heile seiner Seelen gereichen!

Augsburg, am Feste der Geburt des Herrn 1850. - Dr. Joseph Franz Allioli

Siehe auch diese weiteren Deckblätter dieser Bibel-Ausgabe

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